• Das Freilicht-Dampflokomotiven-Museum in Reșița
    RO-RESITA | Freilicht-Dampflokomotiven-Museum ||| 02 Übersicht (2023) | FOX-IMG_6533
    In Kürze:

    In Reșița liegt Europas größtes Freilicht-Dampflokomotiven-Museum. Und da die Stadt mal ein Zentrum des europäischen Lokomotivbaus war, erzählen die ausgestellten Loks nicht nur rumänische, sondern auch deutsche und österreichische Eisenbahn-Geschichte. Und das ganze auch noch wirklich Biker-freundlich: flach und der Parkplatz keine 10 Meter entfernt. Da muss keiner weit laufen. ;-)

    Apropos: Das Museum ist frei zugänglich – rund um die Uhr.





    Die ganze Story:

    Reșița und seine Lokomotiven

    Der Dampflok-Park von Reșița ist einzigartig. Nirgendwo sonst gibt es so viele Dampfrösser so dicht beieinander. Das ist beindruckend – und ergibt allemal schöne Fotomotive. Dahinter verbirgt sich aber auch eine spannende Geschichte …


    Der Schotte

    Alles begann mit einem Schotten. Der hieß John Haswell und wurde 1812 geboren. Er studierte in Glasgow Maschinenbau, um dann erst mal 22 Jahre in einem Schiffbau-Büro zu arbeiten. Das wurde ihm schließlich, Österreichisch gesagt, "zu fad". Und so entwarf er mal eben die Pläne für die Reparaturwerkstätte der Wien-Raaber-Bahn (später Lokomotivfabrik der k.u.k-Staatseisenbahn). Das kam offenbar gut an. Und so wurde er 1839 zusammen mit einem Herrn Kraft auch gleich mit der Ausführung betraut. Auch das bekam er gut hin. Und so machte man ihn als alles fertig war gleich noch zum Leiter. Offenbar fühlte sich Herrn Haswell nun mit reinem Reparieren unterfordert. Denn er führte sofort auch den Neubau von rollendem Eisenbahnmaterial ein. So wurde aus der Reparaturwerkstatt die Lokomotiven-Fabrik. Als er 1882 seine Stelle mit 70 Jahren niederlegte, hatte er nicht nur bahnbrechende Lokomotiven, sondern auch die Dampfbremse und noch einiges mehr erfunden.


    Der Ruhrpott Österreichs

    In der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts entwickelte sich das Banat zum "Ruhrgebiet Österreich-Ungarns". Was ein bisschen untertrieben ist, denn in Reșița wurden die modernen Hochöfen gebaut, noch bevor es Krupp 1811 in Essen schaffte. Wie auch immer, auch die Staatliche Eisenbahn-Gesellschaft (StEG) wollte nun in der neuen Boom-Region produzieren. Am besten gleich Dampfloks. Das brachte nun wieder unseren Engländer ins Spiel.

    Die Täler des Banat sind eng. Also konstruierte der findige Ingenieur seine Haswell-Lok mit schmalerer Spur, so dass sie engere Kurven fahren konnte. Allerdings auch wieder nicht zu schmal. Üblich wären nämlich 760 mm gewesen. Aber es lagen ja schon Schienen für die Pferdebahn, und die hatten eine Spurweite. Also dann: 948 mm. Gemäß dieser erste Strecke nach Secul, auf der sie verkehren sollte, bekam sie auch gleich den Namen SZEKUL (in der damaligen k.u.k.-Schreibweise).


    Eine abenteuerliche Reise
    HUNGARIA-Ochsenkarren


    Nachdem die Lok in Wien gebaut war, hatte man allerdings ein Problem: Wie bekommt man eine so schweres Gerät nach Reșița, wenn es dahin noch keine Schienenverbindung gibt? Die praktische Lösung: Man verlud die Lok auf ein Schiff, das sie auf der Donau bis nach Baziaș brachte. Vom dortigen Donau-Hafen gab es immerhin schon 50 Kilometer Pferdebahn-Schienen bis nach Oravița. Und dann? – Nun ja: 18 Ochsenpaare können so einiges über die Straße ziehen. In dem Fall eine Lok. Bis nach Reșița.

    Als die Lok 1871 in Reșița ankam, gab es auch dort schon Schienen. Denn seit 1868 verkehrte eine Pferdebahn ins 12 Kilometer entfernte Secu. Zwar auf ungewöhnlicher Spurweite von 948 mm, aber dafür hatte Haswell seine Lok ja konstruiert. Somit konnte der Betrieb am 26. November 1871 auf Dampf umgestellt werden. Und am 3. September kamen noch mal ganze 31 Kilometer hinzu. Nun konnte mal auch von Reșița über Bocșa bis Ocna de Fier fahren.

    Dafür aber war eine Lok zu wenig. Allerdings war sie ja für mehr als das Fahren nach Reșița gebracht worden. Als Muster nämlich. Nach dessen Vorbild baute man nun weitere Loks vor Ort. 1872 die "RESICZA", im Jahr drauf die "BOGSAN" und die "HUNGARIA". Letzte brachte man dann – verstehe das, wer will – anlässlich der Weltauststellung 1873 zurück nach Wien. Also wieder nur wenig Schiene, dafür viele Ochsen und dann mit dem Schiff die Donau rauf.

    "BOGSAN" und die "HUNGARIA" wurden in den 1930ern verschrottet, waren also rund sechzig Jahre im Betrieb. Die "RESICZA" sogar noch länger. Bis 1937 im Schienenbetrieb und danach noch als Dampfgenerator in Câmpia Turzii. Dort verliert sich zwischenzeitlich ihre Spur, sie galt lange als verschollen. Bis sie 1957 zufällig von Schülern auf einem toten Gleis wiederentdeckt wurde. So brachte man sie dann 1961 heim nach Reșița, wo sie erst mal auf einem Abstellgleis neben der Lokomotivenfabrik stand.


    Das Museum zum 100-Jährigen Jubiläum

    Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Lokomotivbaus in Reșița wurde 1972 das Freilicht-Museum eröffnet. In einem schönen, fußläufigen Park präsentieren sich 16 Dampfrösser. Und erzählen rumänische, deutsche und österreichische Dampfeisenbahn-Geschichte. Denn Reșița war ein Zentrum des Europäischen Lokomotivbaus. Früh wurden hier die ersten Dampfloks gebaut und auch konstruiert. Und als in Österreich und Deutschland längst die Fabriken dicht waren, baute man hier noch lange weiter.


    Der Star des Museum

    RO-RESITA | Dampflok-Museum | RESICZA || 03 - Podest zoom+ (2023).HEIC
    Heute ist die "RESICZA" unbestrittener Star des Museums. Und wird entsprechend prominent präsentiert. Zunächst stand sie freilich mit falscher Beschriftung auf ihrem Podest. Man hatte nämlich ihre verloren gegangene Nummerntafel durch eine Replika mit der Ziffer "1" ersetzt. Nicht ganz korrekt, denn die Nummerntafeln wurden nach der Reihenfolge des Einsatzes vergeben. Somit trug die "SZEKUL" als erste fahrende Lok die "1" – und die "RESICZA" als zweite fahrende die "2". Inzwischen ist auch das korrigiert, das Podest neu beschriftet und auch die Lok trägt wieder historisch korrekte mit "2" betafelt.

    Umringt wird die erste hier gebaute Lok von 15 weiteren. Die allermeisten entstanden hier in Reșița, teils als Lizenz-Nachbauten deutscher und Österreichischer Modelle.


    Die Exponate Lok für Lok

    Hier für Enthusiasten und Neugierige eine sorgfältig recherchierte Dokumentation aller 16 Dampfloks samt ihre Modellgeschichte/n.

    Leider ist die Museums-Website http://www.mlaresita.org etwas schlampig gemacht. Tippfehler, widersprüchliche Daten (oft steht auf den Tafeln im Museum etwas anders als auf der Website), falsche Jahreszahlen usw. Das hat das Projekt "Der Käpt'n stellt mal eben seine Fotos auf die Homepage", ein bisschen ausarten lassen. Nun ja, immerhin gibt's jetzt eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Dokumentation.

    Viel Spaß bei Lesen (und natürlich im Museum!)

    Käpt'n Eddy





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